Veröffentlicht am Mittwoch, 27. April 2022
28. April 2018 - Weisch no dä Tag ...
YB isch Meischter, ändläch hei mir dä Pokau!
Weich no dä Tag – S’isch Samschtig gsi ...
Und ob ich mich noch erinnern kann. In der Winterpause waren wir nur zwei Punkte vor dem FC Basel. Und in der letzten Zeit hatten wir viele Finalspiele verloren, sei es im Cup oder in der Meisterschaft. Immer wieder wurden wir enttäuscht, konnten die grossen Erwartungen nicht erfüllt werden. Sogar eine 2:0 Führung zur Halbzeit reichte nicht, um endlich wieder einmal einen Kübel nach Bern zu bringen. Das Unwort «veryoungboyst» machte die Runde. Es wurde zum Inbegriff des Versagens. Es war fast so, als könnten wir nie mehr etwas gewinnen. Dass immer wieder der Gegner, nicht unbedingt besser, aber sicher mental stärker war. Doch diesmal war alles anders.
... Di ganzi Stadt gäub-schwarz hett gwüsst s’isch wieder Zyt ...
YB spielte in den ersten Monaten 2018 so souverän, so überlegen, so voller Selbstvertrauen, dass es nur eine Frage der Zeit, bis der BSC Young Boys wieder Fussballschweizermeister wird. Wenn nicht heute Abend, dann im nächsten Spiel. Aber diesmal ist es so weit. Nichts kann uns mehr stoppen. Auf dem Weg in Stadion wurde gesungen, gelacht, natürlich auch schon etwas getrunken. Die Zuversicht kannte keine Grenzen. Das Stadion natürlich ausverkauft. Die Stimmung elektrisierend und eine Hühnerhautstimmung schon beim Einlaufen der Mannschaft. «Los geit’s YB kämpfe u gwinne».
... Dr Wouf im Gou – ds Wankdorf isch vou ...
Und wer, bitte schön, hat den das Drehbuch für dieses Spiel geschrieben? Dramatischer geht’s wohl nicht. Zuerst schiesst der FC Luzern das 0:1. Ausgerechnet der ehemalige YB-Spieler Christian Schneuwly traf in der 47. Minute per direkt verwandelten Freistoss. Und dabei hatte Nuhu den Ball mit der Schulter gespielt und nicht mit dem Arm. Es hätte also nie zum Freistoss kommen dürfen. Aber YB gibt nicht auf. Und unsere 99, der legendäre Guillaume Hoarau traf vom Elfmeterpunkt nur fünf Minuten später. 1:1! Und noch sind fast 40 Minuten zu spielen. YB lanciert Angriff um Angriff. Chance um Chance werden erspielt. Das Spiel hätte schon längst entschieden sein müssen. Doch dann der Schockmoment. Elfmeter für den FC Luzern. Stille im Stadion. Doch nur für einen kurzen Moment. Wir wussten es sofort. Wölfli wird den Schuss halten. Wölfli, unser Goalie, der so viel für den Verein geleistet hat, aber noch keinen Titel gewonnen hat. Walerian Gwilia tritt an, Wölfli hält! Wir bleiben im Spiel. Emotionen pur.
... Ds Spiel schon fasch ds Änd, drum los es mues itz eifach cho / Schämpu topft dä Bau, s brönnt überall ...
Dann die 89. Minute. Unvergesslich. Benito spielt den Ball auf der linken Seite auf Sulejmani. Und er flankt in den Strafraum, Hoarau legt per Kopf ab und Jean-Pierre Nsame trifft mitten ins gelbschwarze Herz. Dieses Gefühl – unvergesslich! In den letzten Minuten wurde die Mannschaft mit Sprechgesang angefeuert und als der Schiedsrichter das Spiel abgepfiffen hat, gab es kein Halten mehr.
... YB isch Meischter, ändlech hei mer dä Pokau!
Es folgten die YB-Festmomente. Nach dem Spiel wurde das Spielfeld von den Fans gestürmt und die Mannschaft gefeiert. Jeder Fangesang wurde angestimmt und vom Publikum laut und inbrünstig mitgesungen. Das lange Warten hatte ein Ende. 32 Jahre warten waren eine Ewigkeit, doch nun ist YB wieder Meister. Noch immer, wenn die Bilder sehe oder ich an diesen Abend denke, dann bekomme ich eine Hühnerhaut. Das sind Emotionen, wie ich sie liebe. Und natürlich habe ich das Gefühl in mir fest verankert, sodass ich die Energie jederzeit wieder hervorholen kann, wenn ich es benötige.
Anzahl Ansichten (598)
weiterführende Links zum Beitrag: